Autismus/Neurodiversität

Bild mit der Aufschrift "Autism Awareness" und dem Symbol für Neurodiversität, dem "infinity loop", in Form einer regenbogenfarbenen liegenden "8"
Bild mit der Aufschrift "Autism Awareness" und dem Symbol für Neurodiversität, dem "infinity loop", in Form einer regenbogenfarbenen liegenden "8"

Bin ich Autistin?

 

Das versuche ich aktuell rauszufinden, weil alle Anzeichen dafür sprechen, 

und ich möchte gleichzeitig Awareness für neurodiverse Menschen wecken.

Aus diesem Grund teile ich meine persönlichen Erlebnisse hier mit euch.

Es ist sowas wie meine Lebensgeschichte, und erst jetzt, mit nahezu 50 Jahren, beginne ich zu erkennen, in welchem Maße die Neurodiversität ein Teil meiner Persönlichkeit ist, und wie wichtig es ist, sich dessen bewusst zu sein und die Andersartigkeit, mit all ihren Stärken und Schwächen, als solches anzunehmen, um mit bestimmten Reaktionen in bestimmten Situationen besser klarzukommen. Idealerweise ohne das kräftezehrende, schädliche "Masking" anzuwenden. Autismus ist je nach Spektrum im Grunde nicht immer in dem Sinne eine "Behinderung", jedoch kommt es mangels Awareness in der Gesellschaft leider in der Regel meist doch dazu, dass wir, durch andere, in der freien Entfaltung unseres Lebens "behindert" werden.  

 

Lange Zeit dachte ich, dass ich "nur" introvertiert bin, mit Tendenz zu einer Sozialphobie, von der ich annahm dass sie von traumatischen Schul-Mobbing-Erlebnissen in meiner Kindheit ausgelöst wurde. Das ist wahrscheinlich auch darüber hinaus der Fall, aber je mehr ich über das Autismusspektrum lese, wird mir klar, dass der Auslöser für das Gemobbt werden (dessen Ursache ich damals nie verstanden habe) überhaupt erst war, das ich anders war. Ich war das Kind, das gern für sich war und das Lehrer*innen und Mitschüler*innen als "zurückgeblieben" titulierten, weil ich keine Antwort gab, wenn ich im Unterricht was gefragt wurde, und mich auch sonst nicht an Gesprächen beteiligte, weil ich es zum einfach nicht wichtig fand, aber auch sowas wie eine innere nonverbale Blockade hatte, die umso ausgeprägter wurde, je mehr ich zur mündlichen Mitarbeit gedrängt werden sollte. Ich war  völlig zufrieden, wenn ich nur meine Ruhe hatte. Dafür konnte ich in Buchstaben versinken. Mit Begeisterung las ich, schrieb ich, saugte alles an Wissen auf, was mich interessierte, und forschte zuhause und in Bibliotheken auch alleine weiter, wenn die Schulbücher mir nicht genug Informationen lieferten. Ich schrieb in allen Klassenarbeiten (bis auf Mathe) ohne Mühe Einsen, wurde schon früh zum Geschichts/ Bio/ Erdkunde/ Grammatik/ Sprachen-Nerd, und galt paradoxerweise einerseits als "Streberin", und trotzdem als "dumm und zurückgeblieben". Denn die Schulnoten waren trotz schriftlicher Top-Leistung mangels mündlicher Mitarbeit natürlich mies.

Und dann war da noch mein, für die anderen, seltsames Verhalten:

Wenn mir der Trubel auf dem Schulhof, und das Mobbing, dem ich nicht entkommen konnte, zu viel wurden, fing ich etwa mit 11 Jahren an, stereotype Verhaltensweisen zu entwickeln, die mich selbst beruhigten, bis hin zum Umrunden einer Säule. Die ganze Pausenzeit hindurch. Das fiel natürlich auf, und das Mobbing wurde schlimmer, und ich zog mich noch mehr in mich zurück. Außerdem entwickelte ich durch den seelischen Stress zu allem Übel ein heftiges sichtbares atopisches Ekzem (Neurodermitis) in den Ellenbeugen, was die anderen, inkl mir, natürlich eklig fanden. Ein Teufelskreis, der so richtig eskalierte, als ich mich schließlich vehement weigerte zur Schule zu gehen... 

 

Was darauf folgte, und was ich sonst noch zum Thema Autismus aufgeschrieben habe könnt ihr hier im Prosa-Bereich von Fanfiktion.de nachlesen, wo ich kürzlich meine "Biografie" veröffentlicht habe.